Rollenspieler und Teilzeitklingone
 

Erfahrungen mit BeOS

Mein erstes BeOS lernte ich auf einer Heft-CD des PC-Magazins kennen. Damals lag BeOS R4 als bootbare Betriebssystem-CD vielen PC-Zeitschriften bei. BeOS war schnell und stabil, kannte aber einen Teil meiner Hardwareausstattung (u.a. die Grafikkarte) nicht. Mein erster Eindruck dieses OS war, als wenn jemand das Beste von Windows und UNIX mixen wollte. Schnell, einfach zu bedienen, schöne grafische Oberfläche... BeOS ist auf jeden Fall einen Blick wert.

Im Mai 2000 kam dann die BeOS R5 Personal Edition - ein kostenlos erhältliches Release, welches sogar unter Windows und Linux seinen Dienst verrichtet, ohne diesen Betriebssystemen Schaden zuzufügen.
Installation und Start gehen (zumindest unter Windows) sehr leicht von der Hand. Die Hardwareerkennung soll sehr gut sein... soweit die Hardware denn unterstützt wird.
Meine wurde es nicht - aber immerhin habe ich im Internet (siehe Linkliste) passende Treiber gefunden, so daß ich BeOS jetzt auch in Farbe und Bunt (und mit Sound) genießen kann.

BeOS eignet sich hervorragend für Leute, die viel mit Musik oder Video auf dem PC arbeiten müssen/wollen, da es speziell für Multimedia ausgerichtet ist. Wer BeOS schon einmal gesehen hat, wie es mehrere 3-D Animationen gleichzeitig ruckelfrei(!) auf den Bildschirm bringt, weiß wovon ich rede.
Die Auswahl an Software, seien es Treiber, Spiele oder Anwendungsprogramme ist immer noch recht überschaubar, aber seit dem Erscheinen der Personal Edition wächst ihre Zahl täglich. So findet man im Internet eine Menge guter Software. Da BeOS aber kein "freies" Betriebssystem ist, sind für viele der besseren Programme schon mal ein EURO fällig. Eine brauchbare Office-Suite gibt's z.B. von der Firma Gobe. Eine kostenlose Textverarbeitung dagegen ist z.B. AbiWord. Es gibt auch schon Hacker, die OpenOffice, die Open Source Variante von StarOffice nach BeOS portieren wollen. Bis dahin dauerts aber noch etwas.
Als Browser ist bei BeOS Netpositive dabei. Schnell, sehr absturzfest, beherrscht allerdings keine Stylesheets, Javascript und erst recht kein Java. Ebensowenig kann der Browser PlugIns (z.B. für Flash oder RealAudio) aufnehmen. Dafür ist er sicher. Die norwegische Firma Opera Software hatte ihren Browser (Version 3.62) nach BeOS portiert. Er kann fast alles, was Netpositive nicht kann, inklusive gelegentlichen Hängern und Abstürzen. Java-Unterstützung für BeOS ist allerdings nicht drin. Opera hat allerdings inzwischen die Entwicklung ihres Browsers für BeOS eingestellt. Dafür gibt es beim Mozilla Projekt einen Port für BeOS.
ISDN-Unterstützung ist bisher negativ, eine Modemverbindung zum Internet ist allerdings kein Thema, solange der Provider nicht nur Authentifizierungen per CHAP zuläßt. Ein experimenteller ADSL-Treiber exisitert übrigens auch schon im Netz. Ich brauche allerdings immer zwei Anwählversuche, bis meine Internetverbindung über BeOS reibungslos klappt. BeOS verbindet mich zwar zum Provider, die Anmeldung funzt auch, aber bei der ersten Einwahl lassen siche keine Namen per DNS auflösen. Erst eine weitere Einwahl schafft da Abhilfe. Allerdings liegt der Fehler IMO beim Provider (TiscaliNet), da eine Anwahl bei einem anderer Provider (UUNet) keine Probleme bereitet.
Neuerdings wähle ich mich allerdings über einen Router, der mit Linux aufgesetzt ist ins Internet ein. Für die Kontaktaufnahme mit dem Linuxrechner benutze ich SSH.
Für BeOS gibt es mindestens eine Lösung, ein kleines Heimnetzwerk mit dem Internet zu verbinden, nämlich die Software PersonalProxy. Auch für Email und Usenet gibt es geeignete Software.
Das Filesharing mit Windowsrechnern klappt auch, allerdings ist zumindest bei der Personal Edition das Sambapaket nicht dabei. BeOS kann mit Bordmitteln dann zwar auf freigegebene Ordner zugreifen, selber aber keine Ordner freigeben. Dafür benötigt man Samba aus dem Internet. Ein der Windows-Netzwerkumgebung ähnliches Programm gibt eine Übersicht auf die freigegeben Ordner und Laufwerke im Netzwerk, leider ist es noch etwas instabil. Bei mir bewirkte das 'Einschalten' dieses Programms, daß BeOS nach dem nächsten Booten nur noch ein schwarzes Bild zeigte...
Die USB-Unterstützung in BeOS hat übringes Probleme mit Hubs. Wenn bei mir ein USB angeschlossen ist, versagt die USB-Unterstützung und meine Maus läßt ist unbrauchbar.

Was machen wenn BeOS streikt?
In meinem obigen Fall war nix mehr zu machen, außer einer Neuinstallation. Das lag aber nur an meiner damaligen Unkenntnis über die Ursache des Problems. Ersteinmal lassen sich beim Booten von BeOS mehrere Einstellungen vornehmen, um das System wenigstens auf einem minimalen Level an Laufen zu kriegen. Zur größten Not existiert ein Kommandozeilenmodus.
Ist einfach nur eine Anwendung abgeschmiert, macht das nix, es gibt auch bei BeOS eine Art Taskmanager. Will BeOS aber beim besten Willen nicht starten, liegt's eventuell an der Hardware. Bei zwei Bekannten von mir lief BeOS z.B. nicht auf einem Athlon-System (älteres Model mit SlotA) - aus welchem Grund auch immer.

BeOS kann von Windows- (FAT32) und Linuxpartitionen (Ext2) lesen und auf erstere auch schreiben. Disketten, CD's oder andere Partitionen müssen erst, wie unter UNIXen bekannt, manuell gemountet werden. BeOS kann aber auf Wunsch auch alle verfügbaren Laufwerke und Partitionen auf einmal beim Starten mounten. Beim Wechsel von CDs oder Disketten muß erst das alte Medium 'entmounted' und das neue 'gemountet' werden. Das geschieht mit einem Mausklick.

Ein Dateimanager wie der Windows-Explorer fehlt bei BeOS, dafür gibt es den Tracker. Im Endeffekt funktioniert alles per Drag'n'Drop und per Kontextmenüs - für jemanden,der den Windows-Explorer gewohnt ist oder den Midnight Commander unter Linux ist das Konzept gewöhnungsbedürftig - aber es lässt sich gut damit arbeiten. Wer ein von DOS noch den Norton Commander kennt, unter Windows mit dem Windows Commander arbeitet oder unter UNIXes den mc benutzt wird es zu schätzen wissen, daß es den Midnight Commander auch für BeOS gibt.

Drucken konnte ich bisher nicht. Die Druckerunterstützung ist bisher dürftig. Mit einem Epson Stylus oder einem HP Deskjet hat man noch die besten Chancen. Ansonsten muß man sich aus dem Internet das Ghostscriptpaket und einen speziellen Druckertreiber besorgen, welcher die zu druckenden Daten an Ghostscript weiterleitet. Mittels Ghostscript bekommt man normalerweise fast alle Drucker ans drucken - nur bei mir bot das Programm partout nur Laserdrucker an :( Inzwischen kommen aber immer mehr Druckertreiber für BeOS. So existiert inzwischen auch ein Treiber für Canon Farbpis... äh -drucker.


Insgesamt finde ich, BeOS ist ein feines, schnelles Betriebssystem. Prädestiniert für Audio- und Videoanwendungen hat es bei mir persönlich leider(!) nur ein Nischendasein, da es als 'Arbeitssystem' noch recht 'unrund' ist. Da es sich bei BeOS aber nur um Releases und nicht um fertige Versionen handelt, kann man das nachsehen. Für meine tägliche Arbeit bevorzuge ich zur Zeit aber noch Linux.


  • OpenBeOS - Nach dem Verkauf von BeOS an Palm der erfolgreichste Versuch BeOS in einer freien Form weiterzuentwickeln
  • Deutsche BeUserGroup - Hilfestellungen zu BeOS
  • InsideBeOS - BeOS-Magazin
  • BeBits - Umfangreiches Archiv für BeOS-Software und -Treiber
 
Letzte Änderung vom 23. Nov 2004 von Webmaster.