Rollenspieler und Teilzeitklingone
 

Erfahrungen mit Linux

Anfang 1999 lag bei einer Computerzeitschrift eine Ausprobierversion der Linuxdistribution DLD 6.0 von delix bei. Ich schmiss die CD ins Laufwerk und bootete von CD...
Es war schon aufregend,alles so anders - bei der Installation hatte ich genau den Finger drauf, WAS den nun genau installiert wird. Zur Installation bekam ich eine grafische Oberfläche, LILO wurde installiert konnte sehr einfach konfiguriert werden, Abhängigkeiten wurden direkt aufgelöst und die Konfiguration der Grafik erforderte nur einen kurzen Blick ins Monitorhandbuch. Im zentralen Konfigurationstool konnte ich problemlos ISDN, Sound und Drucker konfigurieren - und das als blutige Linuxanfänger... *stolzesgrinsen*
Na gut - insgesamt benötigte ich 4 oder 5 Anläufe bis die Installation so klappte, wie ich mir das vorstellte... das war bei mir bei Windows 95b im Januar 1998 allerdings auch nicht anders.

Als grafische Oberfläche wurde KDE 1.0 installiert. Als Vergleich installierte ich damals eine Ausprobierversion von Suse 6.0 (oder 6.1) daneben. Die Installation war ja ganz nett, die Paketauswahl war aber nicht befriedigend und Suse überklatschte mir den DLD-LILO ohne nachzufragen mit seinem eigenen.
Bei Suse dauerte es eine Weile, bis ich ISDN am Laufen hatte und auch der Sound wollte nichts von sich hören lassen (kleines Wortspiel zum übers Bett hängen).
Beim YAST fühlte ich mich irgendwie unwohl... immerhin war KDE in einer stabileren Version vorhanden. Ich vermisste nur kISDN, welches unter DLD bequemes Arbeiten mit ISDN und KDE ermöglichte.
Fazit... ich bestellte mir DLD 6.01 (welches übrigens eine für den deutschen Markt angepasste Version von Red Hat war und eher auf den Desktop zielte) und verbrachte über ein Jahr in voller Zufriedenheit mit dieser Distribution.

Ich lernte bald mit Linux umzugehen, in der Kommandozeile, den Aufbau des Verzeichnisbaums, das Anpassen der Konfigurationsdateien und, und, und. Mit der Zeit rückte mein Windowssystem mehr und mehr in den Hintergrund. Ich spielte herum und probierte aus und habe mir sogar ein oder zweimal Linux dabei so ruiniert, daß ich neu installiert habe.
Nach einigen Monaten wagte ich mich an das Kompilieren von Programmen und nach einem Dutzend erfolgloser Versuchen gelang es mir endlich auch mal, den Kernel neu zu kompilieren (nach vorherigen Konfigurationsexperimenten)...

Inzwischen benutze ich Gentoo 2004.3 und DLD 6.01 (für unseren Router). Unter Linux gehe ich ins Internet (Opera, Konqueror, Mozilla), bearbeite meine eMails (kmail), schreibe Briefe, kalkuliere Tabellen (mit Staroffice) und arbeite an diesen Webseiten (Quanta). Ein alter Compaq 486er dient im Schatten des Pinguin als Internetrouter und Firewall für unser Heimnetzwerk. Unter Windows spiele ich nur noch...
Auf meinem alten Rechner hatte ich übrigens Probleme mit dem 1.IDE-Controller, dachte ich zumindest - es lag aber daran, daß ich für die dort drangehängte Festplatte DMA eingeschaltet hatte, obwohl diese gar kein DMA konnte.

Die Vorteile von Linux sind die Stabilität und Sicherheit des Betriebssystems, der frei verfügbare Quellcode für den Kernel die meisten Anwendungen und die Offenheit des Systems, was einem erlaubt sich Kenntnisse über die internen Vorgänge anzueignen und vor allem der Preis. Schon für ein paar Euro bekommt man ein Betriebssystem und einen Haufen Programme dazu, wie z.B. eine Office-Suite. Die Funktionalität die Microsoft Windows mit Microsoft Office für € 300,- und mehr bietet, übertrifft Linux mit jeder Testversion, die einer Computer-Zeitschrift (max. € 6,-) beiliegt.
Linux hat allerdings auch einige Nachteile. Auf einigen Gebieten existieren nur wenig bis gar keine Programme für Linux (vor allem moderne Spiele a la Diablo II oder Tomb Raider sind dünn gesäht). Manchmal ist die Konfiguration und Bedienung kompliziert und kryptisch. Hardwareunterstützung vor allem für GDI-Drucker und Win-Modems ist nicht immer gegeben. Programminstallationen köennen manchmal kompliziert werden, wenn notwendige Dateien fehlen.
Diese Auflistung der Vor- und Nachteile ist nur meine persönliche Sicht der Dinge.

Ich kann mit Linux viel herumprobieren und -spielen und habe so überhaupt erst tiefergreifende Kenntnisse von Betriebssystemen und Hardware erlangen können. Man muss den Hang zum Spielkind haben, wenn man Linux wirklich würdigen will. Ich kann nur jedem, der sich näher mit Computern beschäftigen will empfehlen sich auch mit Linux, FreeBSD oder ähnlichem zu befassen.
Ich persönlich kann mit Linux als Desktop sehr gut arbeiten, dennoch halte ich Linux momentan noch nicht als Desktop für den Durchschnittsanwender geeignet. Sollte aber mein Vater wider Erwarten einmal behaupten, er arbeite lieber mit Linux als mit Windows weil Linux stabil und bequem ist, dann ist Linux reif für den Desktop ;-)


 
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